Nordic-Walking-Interview mit Matthias M. Meringer aus Hof #walkerview

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Matthias M. Meringer am Ziel des Nordic-Walking-Ultramarathons Hof-Bayreuth
Unerträgliche 30 °C Hitze und 9 Blasen an den Füßen: Matthias M. Meringer im Ziel seines Nordic-Walking-Ultramarathons an der Autobahnausfahrt Bayreuth Süd.

Am 25. Juni 2016 lief ich von Hof nach Bayreuth. 60 Kilometer an den Ausläufern des Fichtelgebirgs entlang. Ein Fazit nach dem Lauf: Viele Menschen interessiert, warum ich das tat. Was mich bewegte. Und wieso ausgerechnet Bayreuth. Mein Verein TSV Hof 1861 e. V. widmete diesem Ultramarathon ein Interview in seinem Sportmagazin (Ausgabe 03/2016, Seiten 18 und 19). Dort verrate ich, was mich wirklich bewegt.

Das Interview können Sie hier in voller Länge lesen. Plus aktuelle Ergänzungen, die sich erst nach Redaktionsschluss ergaben. Wie es mit den Interviews weitergehen soll, erfahren Sie am Ende des Artikels.

Das Interview mit Matthias M. Meringer:

Nordic-Walking-Ultramarathon
60 km von Hof nach Bayreuth

Matthias M. Meringer ist Nordic Walker. Am 25. Juni 2016 lief er 60 Kilometer von Hof nach Bayreuth. Wie er sich unterwegs fühlte? Den Lauf vorbereitete? Warum ausgerechnet Bayreuth? Im Interview verrät er alles.

Stell Dich kurz vor, Matze.

Matthias M. Meringer: Ich bin gebürtiger Hofer, 50 Jahre alt und TSV-Mitglied seit 2009. Erst als Läufer, seit 2013 als Nordic Walker. Beruflich bin ich Texter.

Wieso läufst Du freiwillig 60 Kilometer?

Matthias M. Meringer: Mich begeistern lange Strecken schon immer. Als Läufer absolvierte ich bis 2012 mehrere Halbmarathons. Als Nordic Walker habe ich die Strecken immer mehr verlängert. Die eigenen Grenzen zu erfahren und zu erweitern: Das ist für mich das große Abenteuer. Diese Faszination lässt mich nicht mehr los. Deshalb auch 60 km – freiwillig.

Nordic-Walking-Interview mit Matthias M. Meringer aus Hof (TSV Hof, Sportmagazin 03/2016)
Das Nordic-Walking-Interview mit Matthias M. Meringer aus Hof (Sportmagazin TSV Hof 1861 e. V., Ausgabe 03/2016, Seite 18 und 19)

Wie hast Du Dich auf den Nordic-Walking-Ultramarathon vorbereitet?

Matthias M. Meringer: Ab Herbst 2015 lief ich samstags immer über 34 Kilometer. Ab Februar jedes 2. oder 3. Wochenende um die 50 Kilometer. Dazwischen Regenerationsläufe über 34 oder 37. Mein Trainingsplan an Wochentagen: montags 13,50 Kilometer langsam, mittwochs 18 schnell. Donnerstags nicht ganz 11 im Schneckentempo zum Erholen.

Du warst Ende 2015 verletzt. Was war passiert?

Matthias M. Meringer: Im Dezember hatte ich Schmerzen im linken Knie. Selbstdiagnose: irgendwas mit der Patellasehne. 4 Wochen Pause. Doch die Trainingspause zahlte sich aus. Schon im Februar lief ich wieder fit durch die Wälder.

Nochmal zum Training: Wo sind Deine Laufstrecken?

Matthias M. Meringer: Die kurzen beginnen am Pfaffenteich in Hof. Das ist der Treffpunkt der TSV-Laufgruppe. Von dort walke ich über Pirk und Föhrenreuth bis zur Autobahn A 9. Dann ein bisschen durchs Gelände in Richtung Konradsreuth und zurück. Meine langen Läufe am Wochenende beginnen zu Hause. Sie führen mich zum Beispiel zum Kornberg, Waldstein, Epprechtstein oder Döbraberg. Oder mit der Bahn nach Marktredwitz und zu Fuß zurück nach Hof.

Im Juni dann Bayreuth. Wer veranstaltete den Lauf?

Matthias M. Meringer: (lacht) Ich war Veranstalter und einziger Teilnehmer. Weltweit haben bisher nur wenige Nordic Walker einen Ultramarathon bestritten. Öffentliche Veranstaltungen mit Ultra-Distanzen gibt es für Nordic Walker – soweit ich weiß – nicht. Deshalb musste ich das selber organisieren.

Wie hast Du die Strecke nach Bayreuth festgelegt?

Matthias M. Meringer: Im Vorfeld kaufte ich mir einiges an Ausrüstung. Unter anderem ein GPS-Gerät. Mit der zugehörigen Software konnte ich die Strecke komfortabel am PC planen.

Die Laufstrecke in der Landkarte

Ausrüstung? Was stand noch auf Deiner Einkaufsliste?

Matthias M. Meringer: Eine Action-Cam und eine Laufweste mit Trinkblase. Mit der Videokamera wollte ich unterwegs die interessantesten Momente dokumentieren. Leider entstanden im Training nur langweilige Aufnahmen von Wegen und Wäldern. Letztlich lief ich ohne Kamera, weil das keinen interessiert. Super ist meine Laufweste. Sie fasst 2 Liter Wasser und nimmt viele nützliche Dinge auf: Strümpfe, Laufjacke, Bananen, Salztabletten, Smartphone, Brille, Taschentücher, etwas Geld usw.

Meine Nordic-Walking-Ausrüstung – getestet und für gut befunden

  1. Garmin eTrex Touch 35 GPS-Handgerät *
  2. Trinkrucksack Camelbak Ultra 10 *
  3. Nordic-Walking-Stöcke LEKI Walker Platinium *
  4. Salomon Speedcross 4 *

Wie verlief Dein Ultramarathon? Wie ging es Dir? Wie lange warst du unterwegs?

Matthias M. Meringer: 9 Stunden und 24 Minuten. Start war um 05:00 Uhr am Pfaffenteich bei 18 °C. Über Eppenreuth lief ich in Richtung Münchberg los. Nach 1 Stunde ging es über einen mit feuchtem Gras zugewucherten Trampelpfad. Schuhe, Strümpfe, Füße – danach war alles nass. Weiter ging es über Sparneck bis nach Zell am Waldstein. Von dort fast 16 Kilometer bergab bis Bad Berneck.

Kurz nach Gefrees (32 Kilometer) spürte ich eine Blase. Mist! Schuld waren meine durchnässten Schuhe und Socken. Zum Schluss hatte ich 9 Blasen an den Füßen.

Über den Kurpark erreichte ich Bad Berneck. Marathondistanz! Die Hitze nahm zu und wurde unerträglich. 30 °C wie sich später herausstellte. Direkt nach Bad Berneck ein heftiger Anstieg. Danach durch ein lang gezogenes Tal rüber zum Bindlacher Berg. Dort wartete ein weiterer Anstieg, der meine letzten Reserven forderte. Oben hatte ich 51 Kilometer geschafft. Und viele Gedanken ans Aufgeben im Kopf. So schlapp fühlte ich mich. Die Hitze, die Blasen an den Füßen – nicht gut.

Ich dachte nur noch an die Autobahnausfahrt Bayreuth-Süd. Dort wollte ich hin. Egal wie. Also runter nach Bindlach und über die Landstraße B 2 nach Bayreuth. Jetzt schmerzte jeder Schritt. Auf den Blasen eiernd quälte ich mich an der Landesgartenschau vorbei. Irgendwann die letzte Abzweigung – ich war im Ziel! Im Bayreuther Hasenweg fast direkt unterhalb des blauen Schilds für die Ausfahrt Süd.

Anmerkung: Im Bild am Anfang des Artikels sieht man das Autobahnschild im Hintergrund.

Dein Fazit?

Matthias M. Meringer: Den Lauf werde ich nie vergessen. So kaputt war ich noch nie. Das Glücksgefühl im Ziel und an den Tagen danach war dennoch unbeschreiblich. Das war einfach – geil.

Sicher fragen das alle: Warum ausgerechnet nach Bayreuth laufen?

Matthias M. Meringer: Seit März 2015 arbeite ich in Bayreuth. Ich pendle und nehme täglich die Ausfahrt Bayreuth-Süd. Irgendwann saß ich im Auto und hatte diese Idee. Anfangs musste ich ja auch darüber lachen. Doch in meiner Fantasie wurde der Gedanke immer konkreter. Irgendwann ging er mir nicht mehr aus dem Kopf – und wurde real.

TSV Hof: Matze, vielen Dank für das Interview!

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